Die Tage und Jahre Danach
Am Sonntag, den 21. Juli 1985 fand in Tesero der Sterbegottesdienst für die Opfer statt, an dem auch der damalige italienische Staatspräsident Francesco Cossiga teilnahm.
Am 24. September 1985 stellte die italienische Regierung 30 Milliarden Lire für den Wiederaufbau des Stavatals bereit. 1987 stellte der Staat zusätzliche 5 Milliarden Lire zur Unterstützung der Familienangehörigen zur Verfügung.
Am 9. Oktober 1985, dem Jahrestag der Katastrophe des Vajont, wurde auf dem Friedhof von Fortogna in der Gemeinde Longarone, wo die 1910 Opfer des Vajont begraben sind, ein Gedenkstein für die Opfer von Stava enthüllt.
1986, am ersten Jahrestag der Katastrophe, organisierte die Pfarrei von Tesero eine Kreuzwegprozession entlang des Stavatals im Gedenken an die Opfer. Seither findet die Kreuzwegprozession alle Jahre am Vorabend des Jahrestages statt.
Am 10. Juli 1988 wurden zwei Denkmäler für die Opfer des Stavatals enthüllt: eines auf dem Friedhof der Opfer des Stavatales bei der Kirche San Leonardo in Tesero, das zweite vor der kleinen Kirche „La Palanca“ in Stava.
1991 wurde erstmals am Abend des Jahrestages ein Konzert in Erinnerung an die Opfer organisiert. Seither findet jedes Jahr im Rahmen der Gedächtnisfeierlichkeiten eine kulturelle Veranstaltung statt.
Am 22. Juni 1992 wurde das Strafverfahren mit dem zweiten Urteil des Kassationsgerichtes abgeschlossen.
Am 19. Juli 1994 wurde auf dem Friedhof der Opfer des Stavatals eine Gedenktafel für die Opfer einer ähnlichen Katastrophe enthüllt, die sich am 22. Februar 1994 in der südafrikanischen Bergwerksstadt Virginia ereignet hatte.
1995, anlässlich des 10. Jahrestages der Katastrophe, stellte die Vereinigung der Hinterbliebenen (Associazione Sinistrati Val di Stava) drei Informationstafeln im Stavatal auf, welche die Ursachen und die Verantwortlichkeiten der Katastrophe beschreiben. Zudem wurde das Buch „Stava perché“ veröffentlicht.
Am 22. September 1999 empfing der damalige Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi die Initiatoren der Stiftung Stava 1985 im Palast des Quirinal in Rom. Bei dieser Gelegenheit sicherte Staatspräsident Ciampi der Initiative seine Unterstützung zu und gewährte der Stiftung die Schirmherrschaft des Staatsoberhauptes für die Dauer seiner Amtszeit.
Am 7. Juli 2002 wurde mit notariellem Akt die Stiftung Stava 1985 gegründet.
2003 wurde das Buch „A Review of Scientific Contributions on the Stava Valley Disaster (Eastern Italian Alps), 19th July 1985” veröffentlicht, eine Sammlung aller wissenschaftlichen Studien über die Katastrophe.
Am 22. November 2003 wurde in Stava das Infozentrum Stava 1985 eröffnet. Informationsmaterial in deutscher Sprache ist vorhanden.
Im Mai 2004 produzierte National Geographic einen Dokumentarfilm über die Katastrophe des Stavatals. Auf Anfrage kann dieser im Infozentrum Stava 1985 in deutscher Sprache vorgeführt werden.
Am 17. März 2004 wurde ein Abkommen unterzeichnet, welches Edison, Eni-Snam, Finimeg und die Autonome Provinz Trient dazu verpflichtete, den 739 Geschädigten einen Schadenersatz von insgesamt über 132 Millionen Euro auszubezahlen.
Im September 2004 produzierte History Channel in Zusammenarbeit mit der Stiftung Stava 1985 einen Dokumentarfilm über die Katastrophe im Stavatal. Der Dokumentarfilm in englischer Sprache wird auf Anfrage im Infozentrum Stava 1985 vorgeführt.
2005 wurde der 20. Jahrestag der Katastrophe den Rettungskräften und Helfern gewidmet, die nach dem Unglück erste Hilfe leisteten, die Leichen der Opfer bargen und den Angehörigen mit menschlicher Solidarität beistanden.
Am 11. April 2006 wurde die Richtlinie 2006/21/EG des Europäischen Parlaments und des Rates über die Bewirtschaftung von Abfällen aus der mineralgewinnenden Industrie im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht.
Am 20. November 2006 wurde der Vorstand der Stiftung Stava 1985 in Rom vom emeritierten Staatspräsidenten Carlo Azeglio Ciampi empfangen.
2008 wurde der Jahrestag der Katastrophe dem Gedenken an Papst Johannes Paul II. gewidmet, welcher 20 Jahre vorher Tesero und Stava besucht und den Angehörigen der Opfer Trost gespendet hatte.
2008 produzierte die RAI Trient einen Dokumentarfilm über die Katastrophen von Stava und Sgorigrad (in Bulgarien). Außerdem wurde das Buch „Sgorigrad-Stava Identical disasters“ veröffentlicht. Der Film und das Buch wurden in Zusammenarbeit mit der Stiftung in italienischer, englischer und bulgarischer Sprache veröffentlicht. Der Dokumentarfilm wird auf Anfrage im Infozentrum Stava 1985 vorgeführt.
Am 9. Juni 2009 wurde das Buch „Der Berg der Entdeckungen – Gedächtnispfad” in italienischer, deutscher und englischer Sprache vorgestellt.
Am 1. Juli 2010 wurde der Internationale Alexander Langer Preis von der Alexander Langer Stiftung feierlich an die Stiftung Stava 1985 überreicht.
Die Begründungen für die Auszeichnung
2010, anlässlich des 25. Jahrestages der Katastrophe
– wurde das Buch „Stava-Tesero, la ricostruzione e la memoria” veröffentlicht, welches die Ereignisse in den 25 Jahren nach der Katastrophe beschreibt,
– wurde eine permanente Fotoausstellung auf der Dachterrasse des Infozentrums Stava 1985 eingerichtet und eingeweiht;
– wurde ein Theaterstück erstaufgeführt, welches die Ursachen und die Verantwortlichkeiten der Katastrophe darstellt;
– wurde der Kurzfilm „Ricordi Stava” vorgestellt. Der Film basiert auf der Sammlung von 107 Videointerviews von Zeitzeugen der Katastrophe, die in einer Erzählung von 25 Minuten Länge zusammengefasst wurden. Auf Anfrage wird der Film in italienischer Sprache im Infozentrum Stava 1985 vorgeführt.
Im April 2011 besuchte der Vorsitzende der Stiftung Stava 1985 Kolontár und Devecser in Ungarn sowie Sgorigrad in Bulgarien, wo sich ähnliche Katastrophen wie im Stavatal ereignet haben. Zudem wurde er in Sofia vom italienischen Botschafter in Bulgarien empfangen.
Am 1. Juni 2011 verabschiedete das italienische Parlament einstimmig ein Gesetz, mit dem der nationale Gedenktag für die Opfer der von Menschen verursachten Umwelt- und Industriekatastrophen eingeführt wurde.
Am 19. Juli 2011, Jahrestag der Katastrophe, kamen der Bürgermeister von Kolontár Károly Tili, der Vizebürgermeister von Devecser László Kovács und der Abgeordnete des ungarischen Parlaments József Ékes nach Stava, um den Besuch des Vorsitzenden der Stiftung Stava 1985 am Ort der Katastrophe in Ungarn zu erwidern.
Der Vorsitzende der Stiftung Stava 1985 hielt einen Vortrag in englischer Sprache im Rahmen der internationalen Konferenz “Redesign”, die am 11. und 12. Februar 2012 an der “University of Technology and Economics” in Budapest stattfand.
Am 15. Juli 2012 wurde eine Wanderung vom Wallfahrtsort Maria Weißenstein zum Friedhof der Opfer der Katastrophe in Tesero organisiert, im Gedenken an Karol Wojtyla, der am 17. Juli 1988 den Wallfahrtsort Maria Weißenstein und anschließend Tesero und Stava besucht hatte.
2012 erhielt anlässlich des Jahrestags der Katastrophe der Platz vor dem Infozentrum Stava 1985 in Stava den Namen „Sgorigrad-Platz“, zum Gedenken an die Katastrophe vom 1. Mai 1966 in Sgorigrad und Vratza (Bulgarien) und um die Freundschaft zwischen den Überlebenden der beiden Katastrophen zu unterstreichen. Der Hauptplatz von Sgorigrad war bereits „Tesero-Platz“ genannt worden.
Am 19. Juli 2012 genehmigte die Vollversammlung der Vereinigung der Hinterbliebenen des Stavatals (Associazione Sinistrati Val di Stava) einstimmig eine Änderung des Statuts, welche es ermöglichte, dass all jene der Vereinigung beitreten können, die ihre Ziele teilen, auch wenn sie durch die Katastrophe keinen Schaden erlitten haben. Außerdem erhielt die Vereinigung den neuen Namen „Associazione 19 luglio val di Stava“.
2013 wurde der Jahrestag der Katastrophe dem seligen Karol Wojtyla gewidmet, anlässlich des 25. Jahrestages seines Besuches in Tesero und Stava.
2014 wurde am Jahrestag der Katastrophe am Aussichtspunkt entlang des Gedächtnispfades am Berg Prestavèl eine Informationstafel enthüllt, auf der Ursachen und Verantwortlichkeiten der beiden Unglücke der Seilbahn auf die Cermis-Alm beschrieben sind.
Vom 16. bis 19. Juni 2015 konnte die Ausstellung der Stiftung Stava 1985 über Ursachen und Verantwortlichkeiten der Katastrophe des Stavatals am Sitz des Regionalrates der Autonomen Region Trentino Südtirol in Trient besichtigt werden.
Vom 6. bis 10. Juli 2015 wurden auf Einladung des Europarlamentariers Herbert Dorfmann je 15 Informationstafeln in italienischer und englischer Sprache über Ursachen und Verantwortlichkeiten der Katastrophe des Stavatals im Europäischen Parlament in Strasburg ausgestellt.
2015 organisierte die Stiftung Stava 1985 anlässlich des Jahrestags der Katastrophe ein dreitägiges Workshop über „Safety of earth structures: tailings dams, soil fills and landfills” in Stava.
Am 8. Oktober 2015 konnte die Ausstellung über Ursachen und Verantwortlichkeiten der Katastrophe in der Abgeordnetenkammer in Rom besichtigt werden.
Am 20. September 2016 wurde das Partnerschaftsabkommen zwischen den Gemeinden Tesero und Samassi in Sardinien unterzeichnet. Aus Samassi stammten vier junge Leute, die in Stava starben, wo sie während der Sommersaison in einem Hotel arbeiteten.
2019 wurde der Jahrestag der Katastrophe den vier jungen Leuten aus Samassi gewidmet.
Am 7. November 2019 wurde in Trient auf Initiative des Kulturzentrums S. Chiara das Theaterstück „19 LUGLIO 1985. Una tragedia alpina” uraufgeführt.
In den ersten Monaten des Jahres 2020 blieb das Infozentrum Stava 1985 aufgrund der Bestimmungen zur Eindämmung des Virus SARS-CoV-2 geschlossen. Das Zentrum war vom 22. Juni bis 6. September täglich von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Die Besucher wurden in Gruppen zu maximal 15 Personen alle 30 Minuten eingelassen.